Jahrzehntelang stand es im Schlafzimmer der Großmutter auf der Kommode. Das schwarz-weiß-Bild eines Marinesoldaten aus dem Zweiten Weltkrieg. Als Kind hat mich das erst mal nicht weiter interessiert. Im Erwachsenenalter fragte ich dann doch einmal nach, auch wenn ich wusste, das herausgepresste Geschichten aus dem oder über den (verlorenen) Krieg keine Begeisterungsstürme hervorrufen würde. Die ganze Geschichte ist mir nicht mehr in Erinnerung geblieben. In welchen verwandtschaftlichem Verhältnis der Mann auf dem Bild mit der Großmutter stand, ist mir nicht mehr bekannt. Nur noch der Name „Gerhard Morig“ und der Satz „Es war seine erste Feindfahrt auf einem U-Boot“. Nach dem Tot der Großmutter im Jahre 1997 verschwand das Foto des geheimnisvollen Soldaten der Kriegsmarine für über 20 Jahre in einem Schuhkarton. Ende 2018 fiel mir das Bild des Matrosen der Kriegsmarine wieder in die Hände. Irgendwie packte mich die Neugierde und ich fütterte Google mit den Namen des Uniformierten. Ich brauchte gar nicht lange suchen, da fand ich eine Liste mit Namen der Besatzung des U-Bootes 588. Das Boot wurde seit 31.07.1942 als vermisst erklärt. Letzte Position Nordatlantik nordöstlich von St. Johns (Neufundland). Nach dem Krieg wurden die Kriegstagebücher mit Unterlagen der Aliierten Streitkräfte abgeglichen. Man fand heraus, das U-588 von dem kanadischen Zerstörer HMCS SKEENA und der kanadischen Korvette HMCS WETASKIWIN versenkt wurde. Nach dem Einsatz von Wasserbomben gab es eine heftige Detonation wonach Trümmer und Leichenteile an die Oberfläche traten. Das Ende von U-588. Alle 46 Besatzungsmitglieder starben. Nein, es waren nicht die Medial bekannten "Helden" der U-Boote von Günther Prien, Reinhard Hardegen oder Heinrich Lehmann-Willenbrock. Es war ein U-Boot wie die meisten auch, mit einer sehr kurzen Karriere.
Das Projekt U-588
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